Was macht eigentlich ein Athletiktrainer?

„Athletiktrainer“ – ein Begriff, der alles und nichts bedeuten kann. Im Englischen spricht man oft vom Strength & Conditioning Coach, also Kraft- und Ausdauertrainer. Aber so einfach ist die Sache nicht.

Ich hatte das Privileg, sechs Jahre als Bundestrainer Athletik beim Deutschen Judo-Bund zu arbeiten und bin nun als Nationaltrainer Athletik bei Pentathlon Suisse tätig. Und wenn ich aus dieser Zeit eine Sache bestätigen kann, dann diese: Ein Athletiktrainer macht viel mehr, als nur Gewichte zu zählen.

Die Aufgabe eines Athletiktrainers

Der Athletiktrainer ist für all die Bereiche verantwortlich, die nicht direkt das sportspezifische Training sind – aber die sportliche Leistung massiv beeinflussen. Sein oberstes Ziel: Die Athleten in ihrer Zielsportart besser machen.

Das bedeutet:
Krafttraining gezielt einsetzen → Kein wildes Pumpen, sondern gezielte Anpassungen für die Sportart.
Bewegungsanalyse → Wie entstehen Kräfte? Welche Muskeln arbeiten wann? Welche Belastungen wirken?
Konditionelle Fähigkeiten entwickeln → Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination.
Verletzungen vermeiden & rehabilitieren → Prävention & Rückkehr nach Verletzungen.
Leistungsdiagnostik & Trainingsteuerung → Daten analysieren, Fortschritte messbar machen.

Der Athletiktrainer als Analytiker

Ein Beispiel aus dem Judo: Ein gängiger Coaching-Hinweis lautet, „geh tiefer“, damit der eigene Gürtel unter den Gürtel des Gegners kommt. Das sorgt oft für Schulterzucken, denn was soll diese Geschichte mit den Gürteln bringen? Physiologisch ist dies allerdings absolut schlüssig, denn: Durch das Absenken meines Körperschwerpunktes – unter den des Kontrahenten – fällt es mir wesentlich leichter, in einer Wurfaktion seinen Widerstand zu überwinden. Wiegt der Kollege 100kg, muss ich also nicht sein volles Gewicht durch Muskelkraft bewegen, sondern ich nutze die Schwerkraft und seine Bewegung, um die Belastung deutlich zu reduzieren.

Ein guter Athletiktrainer denkt hier also wesentlich weiter:

  • Was genau passiert physiologisch in diesem Bewegungsmuster?
  • Welche Kräfte entstehen wie, und in welche Richtung wirken sie?
  • Welche Muskelgruppen sind dominant beteiligt, und welche Art von Arbeit leisten sie?
  • Wie ist die Position der Füsse – parallel, Schrittstellung? – und welchen Einfluss hat dies auf die Kraft und Bewegung?

Diese Analysen fliessen dann in das Training ein – aber nicht, um jede Kleinigkeit 1:1 im Kraftraum nachzubauen. Sondern um besser zu verstehen, welche Fähigkeiten gezielt trainiert werden sollten. Und: Diese Analysen bieten den Sportartentrainern sowie natürlich auch den Athleten die Möglichkeit, ihr technisches Verständnis der Sportart auf ein höheres Level zu entwickeln!

Ein Teamplayer mit breitem Wissen

Ein guter Athletiktrainer arbeitet nicht allein, sondern als Teil eines Teams:
✅ Mit den Sporttrainern, um das Athletiktraining an die Sportart anzupassen.
✅ Mit den Physiotherapeuten & Medizinern, um Verletzungen vorzubeugen oder zu rehabilitieren.
✅ Mit den Sportwissenschaftlern, um Trainingsprozesse datenbasiert zu steuern.
✅ Mit den Athleten selbst, um ihnen ein besseres Verständnis für ihren Sport und ihren Körper zu vermitteln.

Spezialist & Generalist zugleich

Ein Athletiktrainer ist meist ein Spezialist für Kraft- und Konditionstraining, aber gleichzeitig ein Generalist, weil er alle Faktoren im Blick hat, die die Leistungsfähigkeit beeinflussen:

✔ Krafttraining & Explosivkraftentwicklung
✔ Energiestoffwechsel & Ausdauer
✔ Regeneration & Verletzungsprävention
✔ Bewegungsanalyse & Technikoptimierung
✔ Leistungsdiagnostik & Trainingssteuerung

Fazit

Ein Athletiktrainer sorgt dafür, dass Athleten in ihrer Sportart stärker, schneller, belastbarer werden – ohne den Fokus auf das eigentliche Training zu verlieren. Er ist kein Ersatz für das Sportspezifische, sondern bildet ein Fundament, auf dem Spitzenleistung aufgebaut werden.

 

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